Ich habe ein iPad-Projekt in der Grundschule durchgeführt. Hier ein Bericht dazu - in Kurzform.. Am Ende methodisch-didaktische Unterrichtsaspekte für Lehrkräfte.
Thema
Geschichte Berlins - Zu wichtigen Stationen der Geschichte Berlins wurden Präsentationen auf dem iPad erstellt mit Text, Bild und Film. Es entstanden Präsentationen zu den Themen „Steinzeit“, „Mittelalter“, „NS-Zeit“, „2. Weltkrieg“ und „Teilung/Wiedervereinigung Deutschlands“.
Umfang/Lerngruppe
Projektwoche (Dienstag bis Freitag mit Präsentationsnachmittag mit Eltern am Freitag), täglich 8-13 Uhr. Die Lerngruppe bestand aus 18 Schülerinnen und Schülern (SuS) der Klassenstufen 4 bis 6. Überwiegend eine Lehrkraft, zeitweise eine zweite Lehrkraft oder Erzieherunterstützung.
Material (teils BYOD = eigene Geräte der SuS)
6 iPads (geliehen), 2 Laptops, ein PC mit SMART Board, 3 Digitalkameras, einige Smartphones der SuS, Adapter Apple>VGA, VGA-Verlängerungskabel, wlan per Apple express
Playmobilfiguren (Menschen, Steinzeitmenschen, Ritter und diverses Zubehör), Papierbühnen (Grundfläche ½ Din-A-4), diverse Ausschneidefigurenvorlagen, Links und Texte im Lernportal www.mmgkinderseite.de; verschiedene Adapter bzw. Datenkabel für Smartphones.
Technik
- Das SMART Board
Das Board diente vor allem als Projektionsfläche für die iPads. Mit dem Adapter für die iPads und einem vga-Verlängerungskabel ging das unkompliziert.
- wlan
Das Apple Express wlan reichte für die Geräte und die nötigen Up- und Downloads (Daten zu Dropbox, Apps updaten) aus. Es gab keine bemerkbaren Leistungseinschränkungen.
Apps
- Dropbox
Da keine personenbezogenen Daten (z.B. Abbildungen der SuS) verarbeitet wurden, konnte Dropbox genutzt werden. Da sich die iPads nicht in die IT-Schulinfrastruktur einbeziehen ließen (Windows, logodidact-Server), musste ein zentraler Speicherort gefunden werden. So konnten die iPads flexibel genutzt werden (verschiedene SuS nutzen das gleiche iPad) und die Daten standen auch nach dem Ausleihende der Geräte noch zur Verfügung.
Die Thematik „Onlinespeicher“ statt bzw. zusätzlich zu lokalem Speicher auf dem gerät wurde erklärt.
- explain everything
Mit dieser Software lassen sich leicht Texte, Bilder und Filme in einer Präsentation kombinieren. Die Aufnahmefunktion wurde nicht genutzt. Es wurden Präsentationen zum Durchklicken erstellt. Die Bedienung ist für Windows-gewöhnte Nutzer nicht ganz intuitiv. Die Symbole zu den Funktionen sind nicht immer eindeutig. Die SuS konnten sich aber schnell einarbeiten.
- iStopMotion
Stop-Motion-Filme zu den Themen wurden mit Hilfe der Spielzeugfiguren erstellt. Dazu wurde im Klassenraum am Tisch, auf dem Schulflur und auf dem Schulhof gearbeitet (Sandspielplatz, Gebüsch, auf der Tischtennisplatte). Die Funktionsweise der App wurde einzelnen SuS erklärt, die ihr Wissen dann weitergaben. Die Produktion verlief sehr zügig ohne weitere Software“hürden“. Einzig die Mühe, die es macht einen qualitativ hinreichenden Film herzustellen (Zeit, Absprachen in der Gruppe, Planung des Films…) fiel des SuS auf, nachdem schnelle Erfolge (nur ein paar Bilder bewegtes Bild) nicht mehr ausreichten.
- Magix Jammer
Gegen Ende der Projektwoche waren einige SuS schon mit den Pflichtaufgaben fertig. Für sie hatte ich das Musikprogramm „Magix Jammer“ installiert. Garageband erwies sich in der Vorbereitung als zu komplex. Mit Magix Jammer erstellten einige SuS recht interessante Musikstücke, bemerkten aber auch schon eine gewisse Beschränkung („alles hört sich ähnlich an“), die für ein Musikprogramm mit vorgefertigten Musikteilen, die nur zusammengesetzt werden müssen, typisch ist.
Fazit: Aufwand und Nutzen…
Dieses iPad-Projekt war sehr anregend für mich, kam bei SuS und Eltern sehr gut an. Ich konnte viele Medienkompetenz“beobachtungen“ machen. Die SuS gingen sehr pfleglich und verantwortungsvoll mit der Technik um. Sie interessierten sich auch für Hintergründe (dropbox) und wollten diese oder ähnliche Apps auch haben. Sehr stolz zeigten sie ihre Arbeitsergebnisse ihren Eltern am letzten Tag.
Es war eine gelungene Mischung zwischen „analoger“ Arbeit der SuS (sprechen, verstehen, basteln, spielen, handschriftlich schreiben…) und digitaler Arbeit (Präsentation auf dem iPad).
Der Aufwand war doch recht groß und spiegelt eine Menge IT-Wissen wieder, dass ich mir mit der Zeit aneignete.
- Ausleihe - hier half der Förderverein
- Apple-Anmeldung („Apple-ID“) - Das habe ich mir so zusammen gelesen bei einschlägigen Webseiten anderer Schulen und einzelner Medienpädagogen. Es klappte gut an EINEM Gerät alle Apps zu installieren und diese dann schnell auf die anderen Geräte zu übertragen. Dazu legte ich EINE Apple-ID für das ganze Projekt an.
- Ebenso legte ich EINEN Account für Dropbox an…Aber man muss schon wissen, wie das alles funktioniert…
- Die SuS haben intensiv gearbeitet, sich mit der geschichtlichen Thematik und der Technik auseinandergesetzt.
- Für "normale" Unterrichts(doppel)stunden müsste das Projekt angepasst werden.
Fazit: Gerne wieder! Für meine Schule aber auf anderer Basis: Spezielle Win8.1 Laptop 2in1 mit Stifteingabe lassen das „Tablet“ erleben, sind aber auch integrierbar in den Schulserver (Datenablage im Netzlaufwerk usw.). NUR so scheint mir diese Arbeitsweise auf für meine Kolleginnen und Kollegen übertragbar, die sicherlich weniger Fachwissen haben im digitalen Bereich. Und mir wird es dann sicherlich auch etwas leichter fallen im SchulALLTAG die Geräte sinnvoll im Unterricht zu nutzen.
Methodisch-Didaktische Unterrichtsaspekte für Lehrkräfte
Schrift digital-handschriftlich
Die SuS haben online Informationen zu ihrem jeweiligen Thema gesucht. Diese wurden gelesen, verstanden und handschriftlich abgeschrieben, bzw. in eigenen Worten formuliert. Das gefiel mir weit besser als Kopieren und Einfügen!
Auch die Präsentation („Was sage ich den Eltern, die sich meinen Vortrag ansehen?“) wurde mündlich und handschriftlich vorbereitet.
Experte
Für das Thema "Das gute Foto" war ein Experte eingeladen, ein Erzieher der Schule, der auch im Foto-Filmbereich arbeitet. Er hatte einiges vorbereitet zu Bildausschnitt und Perspektive speziell beim Fotografieren von kleinen Objekten wie den Spielzeugfiguren. Das war sehr günstig, weil so nicht alles Fachwissen von mir kam und die SuS auch mal einen Wechsel hatten..
Lernportal
Für die digitale Information der SuS nutze ich mein Lernportal www.mmgkinderseite.de. Dort habe ich eine Kategorie „Deutsche Geschichte“ angelegt. Dort wird auf wikipedia, Logo (ZDF-tivi) u.ä. verlinkt. Auch eine Suche mit fragfinn.de ist sehr ergebnisreich.
Gruppenarbeit
Die SuS arbeiteten überwiegend zu zweit oder zu dritt. Zwei arbeiteten alleine (an Laptop, PC/SMART Board). Dabei mischten sich die Klassenstufen, wie meist, leider nicht. Es funktionierte aber gut. So reichten 6 iPads „knapp“ aus.
Frontal vs. Selbstlernen
In der Auswertung meinten einige Kinder, ich hätte öfter mal weniger erklären sollen. Einerseits mussten einige organisatorische Dinge gesagt und gemacht werden. Aber das Erklären der Apps war sicherlich nur ansatzweise nötig. Teils machte ich es frontal, teils erklärte ich es nur einzelnen SuS, die ihr Wissen dann weitergaben (z.B. Nutzung der App iMotion zur Filmaufnahme). Hier ist mit noch mehr Selbstlernmaterial (schriftliche ANleitung, Erklärvideo u.ä.) sicherlich noch mher möglich um das selbstständige Arbeiten der SuS anzuregen.
Differenzierung/Inklusion
Einzelne Kinder, die sich weniger in die Gesamtgruppe integrieren konnten, hatten die Möglichkeit an Laptops zu arbeiten bzw. am PC. Sie griffen auf Softwarewissen (SMART Notebook) zurück, dass sie in meinem Unterricht schon erworben hatten.
Lernschwächere SuS waren kaum dabei.
Die erste Aufgabe bestand darin, eine Steinzeitpräsentation zu erstellen. Dazu hatte ich schon Bilder von Steinzeitmenschen und passende Texte auf dem Lernportal vorbereitet. Da musste nur zusammengestellt werden. Das passte auch gut als Differenzierung. Im zweiten Schritt sollten die SuS ja ihre eigenen Themen („Mittelalter“ usw.) bearbeiten (mit eigenen Fotos, Googlesuche usw.) das war schon anspruchsvoll und wurde von den Kindern auch so benannt (in der schriftlichen Evaluation).